Regimenter
der preußischen Armee

 

 

 

Die altpreußischen Regimenter

Kavallerie-Regimenter
 

KÜRASSIERE

DRAGONER

HUSAREN

Kürassiere sind seit 1481 bekannt und die älteste Waffengattung der Kavallerie. Der ursprünglich ganz gepanzerte Reiter trug nur noch einen Brustpanzer, anfangs aus Leder (französisch: cuir), zuletzt Paradestück. Sie entstanden aus ‘Regimentern zu Roß‘ oder ‘zu Pferde‘, später auch ‘Schweren Reitern‘, ab 1666 als ständige Regimenter, deren Aufbau 1718 abgeschlossen war. Die Bezeichnung ‘Kürassiere‘ begann in Preußen durch Parolebefehle im Juli/August 1741, war 1742 schon geläufig, wurde ab 1758 inoffiziell und ab 1786 offiziell gebraucht. Sie bildeten die Schlachten-Kavallerie an den Flügeln für das Vorgefecht und für die Attacke zum richtigen Zeitpunkt, meist gegen einen Flügel. Im 18. Jahrhundert kämpften sie in der Regel im ersten Treffen, zumal Pferde und Reiter größer waren. Als Waffen führten sie den Karabiner und den Pallasch, breiter und schwerer als ein Degen und mit Rücken. Sie galten als vornehme Elite-Truppe, die in achtzehn Schlachten zu 55 Prozent im Durchschnitt eingesetzt war.

Die Regimenter hatten fünf Eskadrons, deren Umfang immer wieder erhöht wurde: Von einer Sollstärke von 132 Gemeinem im Jahre 1740 stieg sie 1744 auf 144 Mann, im Jahre 1756 auf 156 und 1757 auf 168 Soldaten. Auf Grund der Verluste und der Kriegslage sank sie ab 1758 auf den Stand von 1744 mit 144 Gemeinen ab bei Erhalt des Führungspersonals und blieb unverändert bis 1762, als sie auf 174 Soldaten aufgestockt wurde. Das Auf und Ab entsprach der Ersatz- und Kriegslage. Jede Eskadron hatte zwei Trompeter, zwei Fahnenschmiede und einen Feldscher. 1740 war das Regiment 834 Soldaten stark, 1756 884 Köpfe, und 1762 kam es auf 1.000 Soldaten. Erstaunlich genug, daß der König am Ende des Siebenjährigen Krieges noch Verstärkungen vornehmen konnte. Nur das K.R. 13 Garde du Corps bestand 1740 aus einer Eskadron, ab Oktober 1756 aus drei. Unter Einrechnung von Verlusten und Ausfällen muß man praktisch eine Eskadron mit 130 bis 150 Mann ansetzen. Das Regiment war — von Beweglichkeit und Angriffswucht abgesehen — im Grunde ebenso stark wie ein dezimiertes Infanterie-Regiment. Die Regimenter zu Pferde, jetzt häufig als "Kürassiere" bezeichnet, wurden fortan grundsätzlich ins erste Treffen, die Dragoner in das zweite und die neu entstandenen Husaren dahinter und an die Flügel der Schlachtordnung gestellt.

Die Dragoner traten im Dreißigjährigen Kriege auf als "aufs Pferd gesetzte Infanterie" und entwickelten sich zur zweiten Waffengattung der Kavallerie unter Aufgabe ihrer ursprünglichen Doppelrolle. Frankreich hatte sie als berittene Mousquetaires verschiedener Benennung ausgebaut. Prinz Eugen wurde ‘Vater der Dragoner‘ genannt, Derfflinger brachte sie 1687 nach Brandenburg, wo sie von 1689 bis 1744 als Regimenter aufgestellt wurden, unter Mitwirkung von Réfugiés. Auch hier gab die Waffe der Truppe den Namen. Dragon war ein verkürzter Karabiner, an der Mündung mit einem Drachenkopf. Lange Zeit wurde auch vom Pferd peletonweise geschossen; es war nicht einfach, das einzuexerzieren. In der Regel bildeten sie das zweite Treffen hinter den Kürassieren. Wenn sie sich ausgezeichnet hatten, bekamen sie den ‘Reutermarsch‘ verliehen oder wurden sogar zu ‘Reutern‘ erhoben, wie viele Regimenter nach dem Pommernfeldzug 1715 durch König Friedrich Wilhelm I. Damit war die Rangfolge klar. An achtzehn Schlachten waren sie durchschnittlich mit 38 Prozent beteiligt.

Wie die Kürassiere hatten die Regimenter fünf Eskadrons, die länger als die Kürassiere in zwei Kompanien unterteilt waren. Nur die Dragoner-Regimenter 5 und 6 hatten zehn Eskadrons. Die Mannschaftsstärke der Eskadrons entsprach der der Kürassiere mit 132 im Jahre 1740, 144 im Jahre 1744, 156 im Jahre 1756 und 168 im Jahre 1757. Die Herabsetzung 1758 aber betraf die Dragoner nicht, ihre Sollstärke blieb bis 1762 unverändert, ehe sie auf 174 Mann stieg. Jede Eskadron hatte einen Fahnenschmied und drei Tambours, die erst 1771 abgeschafft wurden, ein Merkmal infanteristischer Herkunft, wie die Abzeichen auf den Patronentaschen. Die Gesamtstärke des Regiments lag etwas höher als bei den Kürassieren: 1740 837 Köpfe, 1756 dann 892 und ab 1757 907 Soldaten, bis sie 1762 mit 1.000 Mann den Kürassieren gleich war. Der Unterstab des Regiments bestand aus je einem Quartiermeister, Prediger, Auditeur, Regiments-Feldscher mit fünf Feldschers, je einem Bereiter, Sattler und Profos, dazu ein Tambour und vier Hautbois wie bei der Infanterie. Qualität und Leistung der Regimenter waren unterschiedlich; einige konnten sich durchaus mit manchem Kürassier-Regiment messen.

Die Husaren, erst 1688 reguläre Truppe, waren die jüngste Waffengattung der Kavallerie, von den Ulanen abgesehen. Nach ihrer Bewährung bis 1712 entstanden sie 1721 und waren bis 1735 den Dragonern zugeteilt. Friedrich II. hat sie von 1740 bis 1743 von neun auf nahezu 90 Eskadrons, im ganzen auf 100 vermehrt. Sie waren Freiwillige mit einer von den übrigen Regimentern abweichenden, ungewöhnlichen soldatischen Lebensform, leichte Reiter, vorgesehen für Patrouillen, Streifzüge, Überfälle, Verfolgung und Sicherung von Transporten. Trotz Formierung in Regimentern behielten sie die Ungebundenheit der Freischärler mit immer kühnen, oft verblüffenden Wendungen, tatendurstig, rasch entschlossen, nie verzagend, selbständig. Erstaunlich, wie die ungarischen und polnisch-slawischen Einflüsse mit dem Preußentum verschmolzen wurden. Der König hat sie zum Schlachten-Einsatz gebracht und im dritten Treffen, als Flankenschutz und Reserve verwendet. Seit 24. September 1741 hatten die Husaren-Regimenter zehn Eskadrons, schwächer als die Kürassiere und Dragoner. Im Jahre 1743 bestanden die Eskadrons aus 102 Gemeinen, je einem Trompeter, Fahnenschmied und Feldscher. Erst 1757 umfaßten sie 114 Soldaten, mit Ausnahme der H.R. 5 und 7; 1761 kamen sie auf 136 Mannschaften, 1762 auf 150.

Die Husaren-Regimenter hatten 1743 eine Soll-Stärke von 1.166 Köpfen. Ihr Unterstab bestand aus Quartiermeister, Regiments-Feldscher, zwei Büchsenmachern und zwei Schäftern. Ab 1743 führten sie keine Standarten mehr. 1757 stieg ihr Soll auf 1.301 Soldaten, was bei den H.R. 3, 5 bis 8 nicht durchgeführt wurde. Erst 1759 kamen die H.R. 3, 6 und 8 auf über 1.300 Soldaten. 1762 hatten sie 1.681 Köpfe. In achtzehn Schlachten waren sie zu 40 Prozent im Durchschnitt eingesetzt. Der Höhepunkt ihrer Erfolge lag zwischen 1792 und 1815.

Hebung des Reitergeistes in Feld und Garnison, energischer Gebrauch von Mann und Pferd im Krieg und Frieden, taktische Ausbildung der Kavallerie-Offiziere und jahrelange Kriegserfahrung haben die preußische Kavallerie zu ihren Leistungen befähigt.