6. September 1813

 
 
Vorgeschichte

Nachdem Napoleons Konzept, die Vereinigung der drei Armee der Verbündeten durch die Schlachten an der Katzbach, bei Kulm und Nollendorf zu verhindern nicht aufgegangen war, versuchte er noch einmal sein Hauptziel, die Eroberung von Berlin, zu erreichen. Hierzu beauftragte er nun den Marschall Ney, nachdem Oudinot schon in der Schlacht bei Großbeeren am 23. August geschlagen wurde.

Am Morgen des 5. September begann Ney von Wittenberg aus seinen Marsch auf Berlin. Für diese Aufgabe waren ihm drei Armee- und ein Kavalleriekorps zugewiesen. An der Spitze der Armee auf der Straße nach Jüterbog marschierte das Korps Oudinot, dessen Vorhut schon kurz hinter Wittenberg bei Zahna auf die Vortruppen Tauentziens unter Dobschütz stieß. 

Die Nordarmee unter der Führung des Kronprinzen von Schweden, ehemaliger Marschall von Frankreich, Jean Baptiste Bernadotte, rückte nach dem Sieg von Großbeeren nur zögerlich nach Süden vor. Bernadotte befürchtete, daß Napoleon sich selbst mit seiner Armee gegen Berlin wenden könnte. Erst am 2. September gelang es der Nordarmee wieder Fühlung mit dem Feind aufzunehmen. Das dieser nicht weiter hinter Wittenberg zurückzugehen gedachte, wurde klar, nachdem seine Vorposten alle Versuche abwiesen, sich von den Höhen des rechten Elbufers in die Niederungen des Elbetals abdrängen zu lassen.


 Marschall Ney

Bei Zahna wurden die preußischen Vorhuten umfaßt und mit erheblichen Verlusten auf das Gros der Armee zurückgeworfen. Das Gros ging erneut zum Angriff über, wurde aber ebenfalls von der französischen Übermacht abgewiesen und bis Seyda verfolgt. Allerdings betrieb Oudinot diese Verfolgung sehr lässig, da er das ihm zur Verfügung stehende Kavalleriekorps nicht einsetzte. Das Korps Tauentzien konnte sich unter Verlust von 3.000 Mann relativ unbehelligt auf Jüterbog zurückziehen. Während Ney seine Truppen, ohne aufklären zu lassen, seine Truppen zwischen Seyda und Leetze lagern ließ, bereitete sich die Nordarmee auf die kommende Schlacht vor. Es war anzunehmen, daß die Franzosen am kommenden Tage den Vormarsch in der bisherigen Richtung fortsetzen würden.

Tauentzien sollte einen Kampf selbst mit überlegenen Kräften nicht ausweichen. Er sollte sich aber mehr westlich von Jüterbog aufstellen und damit näher an das Korps Bülow heranrücken. Dieses sollte am nächsten Morgen bereit stehen, um Ney bei einem Vormarsch in die Flanke fallen zu können. Die preußische Division Borstell und die russische unter Woronzow sollten in ihren Stellungen nördlich von Wittenberg verbleiben. Die weiteren russischen und schwedischen Truppen hatten bei Lobbese am nächsten Morgen zum Vormarsch bereit zu stehen. Der Plan der Nordarmee war folgender: Während Tauentzien die Front bildete, sollte Bülow dem Feind in die linke Flanke fallen und ihn solange aufhalten bis die Russen und Schweden heran waren.

Mangels Aufklären wußten die Franzosen nicht, wo der Feind stand. Er befahl den Vormarsch in zwei Kolonnen südlich an Jüterbog vorbei in Richtung Luckau, wobei das Korps Bertrand auf Dennewitz und das Korps Reynier auf Rohrbeck vorgehen sollte, gefolgt vom Korps Oudinot. Da die Aufbruchszeiten der Franzosen nicht geregelt waren, näherten sich die parallel vorgehenden Korps Bertrand und Reynier nicht gleichzeitig der Niederung des Ahe-Bachs. Das Korps Oudinot bekam einen zu großen Abstand zu den voranschreitenden Korps.

Das Gelände, in dem sich die nun folgende Schlacht abspielte, bildete ein Teil des zur Elbe abfallenden Hochfläche des Flämings. Der Ahebach bildete mit seinen sumpfigen Rändern eine Trennlinie zwischen den feindlichen Armeen und war nur auf den Brücken bei Dennewitz und Rohrbeck zu überschreiten.  

Die sanftgewellte Landschaft bot der Infanterie Stützpunkte und Deckungen, der Kavallerie Attacke-Möglichkeiten und der Artillerie Höhen, auf der sie sich postieren konnte. Störend war an diesem sonnigen Herbsttag der Staub, der durch die Bewegungen der Armeen aufgewirbelt wurde und damit die Übersicht und die Leitung des Gefechtes erschwerte.

Die sorglos an der Spitze der Bertrandschen Korps gehende Division Fontanelli (Italiener) traf nach dem Herausmarschieren aus Dennewitz auf die Marschkolonnen Tauentziens, was zur Schlacht führte. 

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Die Schlacht

Das Gros des preußischen Korps Tauentzien, eine Kolonne von 9 Bataillonen, 16 Schwadronen und 19 Geschützen, zog nordwestlich durch den Grund, der nach dem Kiefernwäldchen nördlich von Dennewitz führte. 

Die Spitze des Korps Bertrand hatte schon Dennewitz erreicht, als sie quer vor sich die Marschkolonne von Tauentzien sah. Auch dieser hatte den Gegner bemerkt und haltgemacht. Die vorn befindliche Division Fontanelli entwickelte sich sofort mit zwei Brigaden im ersten und einer im zweiten Treffen, die nachfolgende Division Morand zog sich links heraus, ebenso die Kavallerie-Division Lorge und die polnische Reiterbrigade. Die nachfolgende württembergische Division (Brigaden Spitzemberg und Franquemont) blieb zunächst jenseits des Baches.

Tauentzien ließ seine Geschütze in drei Batterien auffahren und eröffnete das Artilleriegefecht, seine Infanterie stellte sich umständlich zum Gefecht. Gegen 11 Uhr begann der Angriff der Division Fontanelli gegen den linken Flügel der preußischen Aufstellung. Tauentzien ließ seine Landwehr zum Gegenstoß antreten, die Schützen voran, dahinter sechs geschlossene Bataillone. Doch kam es zu ungeordnetem Bataillenfeuer; als sich die Leute verschossen hatten, gingen sie auch auf dem rechten Flügel zurück. Zum Glück hielt hier die anmarschierende Spitze des Korps Bülow (Division Thümen) von Kaltenborn her die Franzosen von der Verfolgung ab. Tauentzien rettete sich durch eine erfolgreiche Attacke von acht Schwadronen seiner Reiterei, die bis in das zweite Treffen der feindlichen Infanterie eindrangen und dort auch noch die aufgestellten Reiter zersprengten. Die Verjagten brachten zudem die Kavallerie-Division Lorge und die Polen in Unordnung, die dann ebenfalls geworfen wurden. Ihre Flucht trug Panik in die südlich des Baches vorfahrenden französischen Trainkolonnen. Damit gewann die Infanterie Tauentziens Zeit, sich neu zu ordnen und Munition zu fassen. Der zweite Abschnitt begann mit dem Eingreifen der Division Thümen bei Nieder-Görsdorf. Da man den Feind schon geschlagen glaubte, stürmte ihre Infanterie eilends in auseinandergezogenen Bataillonskolonnen gegen die bereitstehende Division Morand, die sie mit starkem Feuer zurückschlug. Bülow befahl die Unterstützung Thümens mit drei Bataillonen der Division Hessen-Homburg. Die vorgedrungenen Franzosen wurden von der Höhe verjagt, die Artillerie ging dort in Stellung, dahinter die Infanterie. 


Bülow von Dennewitz

Die Franzosen bezogen eine neue Position zwischen dem Kiefernwald und Dennewitz hinter einer starken Geschützlinie. So kam es zu einem Artilleriekampf. Thümen versuchte nun die rechte Flanke der Franzosen zu umgehen. Es gelang einem Füsilierbataillon und den beigegebenen Schützen der anderen Bataillone den im Wald stehenden Feind hinauszudrängen. Damit zog die Division Morand wegen Umfassung ihres rechten Flügels ab. Der preußische Angriff stieß daraufhin, unterstützt durch die Infanterie Tauentziens, auf die im Ostteil des Kiefernwaldes stehenden Württemberger unter Spitzemberg. Trotz tapferer Gegenwehr wurden diese im Zusammenwirken mit Geschützen und Reitern vernichtet.

Das überlegene Artilleriefeuer und die Umgehung zwangen Morand zum Rückzug auf Rohrbeck, ein letzter Versuch mit Hilfe zweier württembergischer Bataillone und einer Reitenden Batterie Wandel zu schaffen, schlug fehl. Inzwischen war auch die zweite Staffel Bülows (Division Krafft) zwischen Wölmsdorf und Nieder-Görsdorf erschienen. Ihre einundeinhalb Batterien unterstützten zunächst den Kampf gegen Morand, dann gingen sie am rechten Flügel in Stellung. Die Division hatte sonst noch nicht an dem Kampf teilgenommen, weshalb sie der Plan in fast reglementmäßiger Aufstellung zeigt. Der dritte Abschnitt des Geschehens begann mit dem Versuch Neys, Dennewitz zurückzuerobern. Das VII. Korps unter Reynier war nun heran. Seine Spitzendivision Durutte mit den Brigaden Jarry und Devaux stand südwärts von Dennewitz, die beiden sächsischen Divisionen östlich von Göhlsdorf. Ney befahl der Brigade Jarry den Bach zu überschreiten und sich auf den Höhen westlich von Dennewitz aufzustellen. Dabei erlitt diese Brigade starke Verluste, einen Angriff der Infanterie Thümens schlug sie zurück. Die nachdrängenden Preußen kamen sogar über den Bach, so daß die Brigade Devaux ihre Stellung verließ. Damit waren die Truppen Thümens und Tauentziens überall von Dennewitz bis Rohrbeck im Vorgehen. Die eintreffenden Sachsen und die Kavallerie-Division Defrance wandten sich gleich gegen den rechten Flügel Bülows. Die sächsische Brigade Mellenthin traf in Göhlsdorf auf preußische Schützen, vertrieb diese und besetzte das Dorf. Rechts davon stand die Brigade Brause der 1. sächsischen Division, die nachfolgende 2. sächsische Division verblieb in zweiter Linie. Man vereinigte aber alle sächsischen Geschütze unter dem Schutz eines Bataillons auf der Höhe nördlich des Dorfes. In die Lücke zwischen der Division Durutte und den Sachsen stellte sich die Kavallerie-Division, ihre Reitende Batterie rückte aber auch in die Feuerlinie. Der nun beginnende Artilleriekampf zwang die wenigen Geschütze Kraffts zum Abfahren, selbst sein rechter Flügel mußte zurückgenommen werden. Da aber schon die Kolonnen der Division Borstell auftauchten und die Armee des Kronprinzen von Schweden im Anmarsch war, zögerte Bülow nicht, seine letzten Reserven einzusetzen. 

Die Bataillone des ersten Treffens der Division Krafft rückten, um Verluste zu vermeiden, in Linie gegen Göhlsdorf vor. Zwar litten sie stark unter dem sächsischen Geschütz, ließen sich aber nicht aufhalten und die den Schützen nachfolgenden Bataillone drangen ins Dorf. Dort kam es zwischen den sechs preußischen und fünf sächsischen Bataillonen zu einem langen hin und her wogenden Kampf, bei dem sich schließlich die Preußen behaupteten. Gleichzeitig rückte die Division Borstell in zwei Treffen auf Göhlsdorf zu und stellte sich rechts davon auf. Ihre Artillerie kam ebenfalls ins Feuer, die Reservekavallerie unter Oppen zog sich weiter nach rechts.


Schlachtszene                     

Als die Spitzen des XII. Korps auftauchten, begann der vierte Abschnitt des Geschehens. Links hinter den Sachsen marschierten die Divisionen Guilleminot und Pacthod auf, ihre Artillerie bildete eine starke Batterie. Die vordere Brigade Gruyer ging, von den Sachsen unterstützt, gegen Göhlsdorf vor und nahm es den überraschten Preußen ab. Damit war die Lage für die Division Borstell und deren ganzen rechten Flügel kritisch geworden. Aber Marschall Ney, kurz vor Dennewitz, wußte nichts davon. So befahl er Oudinot, mit seinem ganzen Korps dem rechten Flügel Bertrands zu Hilfe zu kommen. Reynier bat zwar Oudinot, ihm wenigstens eine Division zu lassen, doch vergebens. Der über seine Ablösung vom Oberbefehl verbitterte Marschall Oudinot führte den Befehl wörtlich aus. An den Sachsen vorbei rückte sein Korps rechts ab. Gerade in diesem Moment bereiteten sich die Preußen auf Befehl Bülows zum Angriff auf der ganzen Linie vor, obwohl sie noch keine Artillerieüberlegenheit besaßen. Die Infanterie Borstells stürmte gegen Göhlsdorf, drängte in hartem Kampf Sachsen und zurückgebliebene Franzosen hinaus und nahm, von der Infanterie Kraffts unterstützt, die Höhe mit der Geschützstellung. Die eilig zurückfahrende Artillerie brachte auch Verwirrung in die 2. sächsische Division und nur eine entlastende Attacke einer Brigade der Reiterdivision Defrance konnte die Preußen etwas zurückhalten. Das half den Sachsen, sich notdürftig wieder zu formieren und zusammen mit der Brigade Devaux unter dem Schutz ihrer Schützen abzuziehen. Die nach und nach anlangenden Batterien der schwedisch-russischen Truppen brachten den Preußen Artillerieüberlegenheit, so daß die französischen Kanonen abfahren mußten. Jetzt konnte die preußische Infanterie zur Verfolgung übergehen. Die Truppen des Korps Bertrand hatten während dieser Zeit noch einmal versucht, den zwischen Dennewitz und Rohrbeck stehenden Thümen anzugreifen, wurden aber nach kleinen Anfangserfolgen zurückgeworfen. Als von Norden her zusätzlich russische Geschütze ins Gefecht traten, war der Rückzug der Franzosen nicht mehr aufzuhalten.


    Tauentzien

Der letzte Abschnitt der Schlacht wurde für die Franzosen zu einem Desaster. Das Korps Oudinot erreichte sein Ziel nicht mehr rechtzeitig, die Truppen Bertrands waren schon in voller Auflösung, das Korps Reynier mit den Sachsen im raschen Abzug. In diesem Strom mitgerissen, versuchte man noch auf den Höhen von Oehna einen Widerstand zu organisieren. Als aber die Reitergeschwader der Divisionen Defrance und Fournier in gezieltes Granatfeuer gerieten, jagten sie in wilder Flucht nach rückwärts, dabei vielfach eigene Infanterie und Fuhrwerke überreitend. So war, abgesehen von wenigen geschlossenen Truppenteilen das Chaos vollkommen und erst Dunkelheit und Erschöpfung machten der Verfolgung ein Ende. Auch die Infanterie der Preußen war völlig erschöpft und durcheinander geraten.

So geschah die Verfolgung hauptsächlich durch Reiter. Durch die enorme Staubentwicklung und Verwirrung fehlte eine einheitliche Leitung, doch wurden zahlreiche Geschütze erbeutet, Truppenteile zersprengt und vernichtet.

Die Preußen hatten in der Schlacht über 10.000 Mann eingebüßt, die Franzosen 22.000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen. Außerdem verloren sie 53 Geschütze, 412 Fahrzeuge und 4 Fahnen.