Brandenburg IV

Nazizeit

Am 30.01.1933 ernennt Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Allerdings konnten die Nazis auch bei den Wahlen am 5.3.1933, trotz Drohungen und Gewalttaten nur rund 30% der Stimmen erreichen, während Sozialdemokraten und Kommunisten 46%, die bürgerlichen Parteien 24% auf sich vereinigen konnten.

 

Am 27. Februar 1933 ging das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen auf; die Brandstiftung wurde den Kommunisten angelastet. Am 28. Februar engte eine "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" die Verfassung des Deutschen Reiches ein, von der sieben Artikel außer Kraft gesetzt wurden. Beschränkt wurde die persönliche Freiheit, das Recht der freien Meinungsäußerung einschließlich der schon gebeutelten Pressefreiheit, das Vereins- und Versammlungsrecht, das Brief-, Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis. Für Haussuchungen, Beschlagnahmen und Beschränkungen des Eigentums gab es keine gesetzlichen Grenzen mehr. Das Ermächtigungsgesetz, das erste Gesetz, das Hitler vorlegte, und das die Reichsregierung ermächtigt, für die Dauer von vier Jahren Regierungsgeschäfte ohne das Parlament durchzuführen, wird von allen Parteien angenommen, nur die SPD stimmte dagegen.



angeblicher Reichstagsbrandstifter
Marinus van der Lubbe

Den zuvor entweder geflohenen oder verhafteten Abgeordneten der KPD wird einfach das Mandat aberkannt. Zwischen dem 8. und 10. März werden die Hoheitsrechte der deutschen Länder abgeschafft.

 
 
 


KZ Sachsenhausen

Die Provinz Brandenburg wurde zum Gau Kurmark, Gauleiter waren Wilhelm Kube bis 1936 und Stürtz. 1933 entstehen erste Lager in Sachsenhausen bei Oranienburg, Konzentrationslager ab 1936/37 und Ravensbrück bei Fürstenberg ab 1939. In ihnen wurden politische und religiöse Gegner ("Bibelforscher"), Kriminelle, "Asoziale", Homosexuelle, Juden und Zigeuner sowie ab 1939 auch unerwünschte Ausländer und Kriegsgefangene inhaftiert. 

Es entstehen weiterhin  1935 das Zuchthaus Brandenburg-Görden, 1939 das Kriegsgefangenenlager Mühlberg/Elbe, 1942 das Arbeitserziehungs- und Gestapodurchgangslager in Großbeeren und 1942 das sogenannte Jugendschutzlager Uckermark.

 
 

Beginn des 2. Weltkrieges durch Deutschland am 1.9.1939 auch von brandenburgischen Boden aus. Ab Januar 1945 wurden die ostbrandenburgischen Kreise von der Roten Armee überrannt und an der Oder tobte eines der heftigsten Gefechte bei dem sog. Endkampf. Küstrin wurde zu 90% zerstört, Frankfurt/Oder zu 86%, Wriezen 92% und Schwedt 84%. Diese Narben kann man heute noch an den zerstörten Kirchen in den Oder-Dörfern sehen. Eine der letzten großen Schlachten tobte um Halbe (Kessel von Halbe). Berlin kapitulierte am 2.5.1945 und Brandenburg war bis zum 7.5.1945 vollständig besetzt. 

Brandenburg hat im Krieg ca. 550.000 Menschen verloren. In der 2. Jahreshälfte 1945 wurde Ostbrandenburg an der Oder-Neiße-Grenze von Deutschland abgetrennt und unter polnische Verwaltung gestellt, was mit der Vertreibung der brandenburgischen Bevölkerung einherging. Endgültig erkannte die Bundesrepublik Deutschland die Oder-Neiße-Grenze als Westgrenze Polens am 12. September 1990 an.

 

 
 
Nachkriegszeit

Das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen (Speziallager Nr.7 des NKWD - bis 1950), das Kriegsgefangenlager Mühlberg (Speziallager Nr. 1 des NKWD - bis 1948), und das Zuchthaus Brandenburg-Görden (bis 1949) wurden von der russischen Besatzungsmacht als sogenannte Speziallager weiter genutzt. 1945 wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht das Internierungslager Ketschendorf in Fürstenwalde als Speziallager Nr. 5 des NKWD errichtet (1947).

Brandenburg gehörte ebenso wie Ost-Berlin zur sowjetischen Besatzungszone. Hier waren bis zum Abzug der Roten Armee 250.000 Soldaten stationiert.

Anfang Juli 1945 wurde aus den Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurt/Oder die Provinzialverwaltung "Mark Brandenburg" mit Sitz in Potsdam gebildet. Trotz ähnlichen Terrors wie 1933 durch die Nazis bekam die KPD-SED bei den Gemeinden, Kreis- und Landtagswahlen 1946 nur 43%, CDU 30,6% und LDP 20,6%. 1947 erhält Brandenburg eine Verfassung, nach der ein Landtag gewählt wurde. Nach der Auflösung Preußens durch Gesetz des Allierten Kontrollrats (25.2.1947) wurden die Regierungs-Bezirke aufgehoben, und die Provinz erhielt am 24.7.1947 die Bezeichnung "Land". Erster Präsident wurde Werner Steinhoff (SED).

In der Sowjetischen Besatzungszone werden mehr als 11.000 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 2,5 Millionen Hektar Land enteignet (insbesondere die sog. Junkerenteignung) und zum Volkseigentum erklärt. Neusiedler erhalten aus den enteigneten Flächen im Losverfahren zirka sieben Hektar Nutzfläche zugeteilt. Ab 1952 müssen die Siedler ihr Land in große Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) einbringen. 

 
 
DDR-Zeit

1949 wurde Brandenburg ein Land der Deutschen Demokratischen Republik. Erster Ministerpräsident wurde R. Jahn (SED, bis 1952). Durch Gesetz vom 23.7.1952 wurden die Landesregierung und der Landtag abgeschafft, das Land auf vier Bezirke (Cottbus, Frankfurt (Oder), Potsdam, Neubrandenburg) aufgeteilt. Die Bezirke Schwerin, Magdeburg und Neubrandenburg erhielten mit der Westprignitz (Perleberg, Wittenberge, Lenzen), Havelberg und den Kreisen Prenzlau sowie Templin märkisches Land.

Die Wälder der Mark Brandenburg entwickelten sich zu exklusiven Jagdrevieren der SED-Bonzen. In Wandlitz wurde eine Siedlung für das SED-Politbüro gebaut. Ergeizigste Projekt war der Aufbau des Eisenkombinates in Fürstenberg, später umbenannt in Eisenhüttenstadt und des Braunkohlekombinates Schwarze Pumpe. Mangels anderer Energieträger wurde der südbrandenburgische Raum durch den großflächigen Braunkohle-Tagebau stark geschunden. Anfang Oktober 1989 wurde in Schwante bei Kremmen die SPD in der DDR wiedergegründet.

 
 
Wende und Wiedervereinigung

Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland 1990 wurde das Land Brandenburg wiederhergestellt. (aber ohne die Region um Havelberg und ohne die 1815 ausgegliederte Altmark). Bei der Landtagswahl, 14.10.1990, erreichte die SPD 38,2%, die CDU 29,4%, die PDS (SED) 13,4%, FDP 6,6% und Neues Forum/Grüne 6,4%.    Ministerpräsident der sich bildenden Koalition aus SPD, FDP und Grünen wird Manfred Stolpe (SPD). Bei den Wahlen von 1994 gewann die SPD 54,1% die absolute Mehrheit und regierte und Manfred Stolpe nunmehr allein. FDP und Grüne wurden nicht mehr in den Landtag gewählt.


Manfred Stolpe

Die schon 1990 mißglückte Einrichtung der Kreise, die wenig Rücksicht auf historische Einteilungen nahmen, wurde nochmals verschlimmert, durch die Zusammenlegung von zumeist drei Kreisen zu einem Großkreis. Der Landkreis Uckermark, gebildet aus den Kreisen Templin, Angermünde und Prenzlau wurde dadurch zum größten Kreis Deutschlands. Kulturelle Einheiten wie die Prignitz wurden auseinandergerissen und aufgeteilt in die Kreise Westprignitz und Ostprignitz-Ruppin.

Das Oderhochwasser im Sommer 1997 in Brandenburg, Teilen von Polen und Teilen von Tschechien führte zum ersten Deichbruch bei Brieskow-Finkenherd am 23.07. und zu einem zweiten Deichbruch bei Aurith am 24.07., die Ziltendorfer Niederung wurde überschwemmt. Mit Hilfe der Bundeswehr konnte weitere Deichbrüche, insbesondere im Oderbruch verhindert werden.


Oderhochwasser

Bei den Wahlen 1889 wurde die SPD wieder stärkste Partei, mußte aber eine große Koalition mit der CDU eingehen. Ministerpräsident ist weiterhin Manfred Stolpe. 

Die Hauptprobleme Brandenburgs nach der Wende sind die riesigen Altlasten der Sowjetarmee, die hohe Arbeitslosigkeit und der im größer werdende Rechtsradikalismus. In Eberswalde wurde ein Farbiger ermordet, in Mahlow ein dunkelhäutiger Brite mit seinem Auto gegen einen Baum gehetzt. 

Neue Hoffnung, die Strukturkrise zu überwinden, gibt es in Südbrandenburg mit der Eröffnung des Lausitzringes am 20.8.2000, Europas modernster Rennstrecke.

Fazit

In seiner nunmehr 1200 jährigen Geschichte, von der einstmaligen Grenzmark des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation über das Kurfürstentum und die Provinz Brandenburg bis zu seiner heutigen Gestalt wurde das Land, das im 13./14. Jhrhdt seine größte Ost-West-Ausdehnung hatte und über die beiden großen Ströme Elbe und Oder reichte, nunmehr zwischen diesen eingeklemmt, mit einer größeren Nord-Süd-Dehnung.

Ob die Brandenburger sich ihrer großen Traditionen und Tugenden erinnern, ist nach 40 Jahren SED-Diktatur fraglich.