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4. Juni 1745 |
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Vorgeschichte |
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1745, während des 2. Schlesischen Krieges, konnten die Österreicher sich mit erheblich mehr Kräften der Rückeroberung Schlesiens widmen, da im Westen durch den Tod Kaisers Karls VII. Frieden mit Bayern geschlossen wurde. Der neue Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen, Prinz Karl von Lothringen, wollte mit seinem überlegenen Truppenkontingent, dem sich auch Sachsen anschloß, Friedrich in Schlesien angreifen. Dieser war durch die Mißerfolge seines böhmischen Feldzuges des Jahres 1744 darauf bedacht, seine innere Linie zu halten. Mitte Mai 1745 wurde beiden Seiten klar, daß alle Friedensbemühungen ohne Erfolg bleiben würden und die Kriegsvorbereitungen fortgesetzt werden müßten. Friedrich hatte verschiedene Verhandlungen mit Österreich, Frankreich und England führen lassen, die alle gescheitert waren. Denn für Österreich, das nun den Rücken frei hatte, konnte es nur eines geben: die Wiedereroberung Schlesiens. Die Lage bei den Verbündeten bis zum 2. JuniAls Karl von Lothringen schließlich bei seinen Truppen in Königgrätz eintraf, erhielt er die Meldung, Friedrich hätte seine Armee eng um Frankenstein zusammengezogen und könne sie binnen 24 Stunden versammeln. Noch immer war er der Ansicht, Friedrich zöge sich nach Schweidnitz zurück.
Der weitere Vormarsch ging aber so langsam vonstatten, daß der ungeduldige Friedrich ganz verzweifelt wurde; noch war er ja gar nicht sicher, ob die Sachsen überhaupt offensiv werden würden. Schon am 19. Mai hatten diese sich in Königinhof mit den Österreichern vereinigen wollen, aber jetzt kamen sie nicht, und ihre begehrte schwere Artillerie befand sich noch auf der Elbe. Eine starke Vorhut der Österreicher griff am 22. Mai die Preußen bei Landshut an, wurde jedoch von Winterfeldt und Stille abgewiesen, die anschließend die Stadt besetzten. Am 26. Mai endlich traf der Herzog von Sachsen-Weißenfels bei seinen Truppen in Trautenau ein, und am 27. Mal suchte ihn Prinz Karl dort auf, um die weiteren Pläne zu besprechen. Man vereinbarte eine Befehlstrennung: Prinz Karl sollte den rechten, der Herzog den linken Flügel der vereinigten Armee kommandieren. So wollte man gemeinsam, bei weiterer Beunruhigung des Feindes in Oberschlesien, über das Gebirge dem König von Preußen entgegenrücken. Im Gegensatz zu einigen anderen Ansichten war Karl von Lothringen durchaus entschlossen, eine Angriffsschlacht zu schlagen. Aus Landshut zogen sich die Preußen unter du Moulin und Winterfeldt wieder zurück, nachdem sie das Anrücken der vereinigten feindlichen Armeen festgestellt hatten; Nadasdy rückte nach. Es mußte den Österreichern und Sachsen in der Tat vorkommen, daß man Friedrich in dieser Art und Weise langsam aber sicher aus Schlesien herausbugsieren könnte. Bis zum 31. Mai hatten sie auch Freiburg und einige kleinere Orte besetzt, Einheiten aus Oberschlesien herangezogen und endlich auch die sächsische Artillerie erhalten.
Den linken Flügel gegen Schweidnitz, den rechten an Jauernik gelehnt, mit dem vorgeschobenen Korps des Generals du Moulin bei Striegau. Nur drei Marschstunden waren die gegnerischen Heere voneinander entfernt, ein Umstand, der Karl veranlaßte, die Armee in Bereitschaft zu halten. Aber die Preußen kamen nicht. Darum zogen die Verbündeten am 2. Juni ins Lager von Baumgarten. Prinz Karl gewann jetzt immer mehr die Überzeugung, daß Friedrich sich nicht stellen, geschweige ihn angreifen würde. Dennoch zwang ihn militärisches Denken zu Vorsichtsmaßnahmen: Wälder und Höhenzüge wurden besetzt, Ulanen beobachteten unausgesetzt die Gebirgsausgänge, die Avantgarde wurde auf einer Anhöhe links von Hohenfriedeberg postiert. Die Lage bei den Preußen bis zum 2. JuniAm 19. Mai erhielt Friedrich zwei Nachrichten: Die eine war politisch und enthielt die Meldung, daß er von England keine Unterstützung zu erwarten habe, die militärische besagte, daß der Feind endlich mit dem Anmarsch begann, nämlich von Königgrätz nach Jaromierz, mit Verstärkungen gegen Braunau und Trautenau! Nun galt es für Friedrich, die Armee zusammenzuziehen, denn er erwartete, einen raschen und vorläufig ununterbrochenen Vormarsch der Verbündeten. Am 22. Mai sollte sich seine ganze Armee bei Frankenstein vereinigen. Doch Markgraf Karl (von Schwedt) war bereits in diesen Stunden bei Jägerndorf so gut wie abgeschnitten, da sich starke feindliche Kräfte zwischen ihn und Friedrich geschoben hatten. Die Meldungen an ihn, sich durchzuschlagen, kamen bei ihm schon nicht mehr an. Jetzt schlug die Stunde eines Mannes, dessen Name einmal ein Synonym für preußisches Draufgängertum werden sollte. Zietens Aufgabe bestand darin, Markgraf Karl von Schwedt, koste es, was es wolle, den königlichen Befehl zur Vereinigung mit der Hauptarmee zu überbringen.
Bei den Gefechten von Landshut und Jägerndorf hatten seine Soldaten und vor allem die Unterführer bewiesen, daß sie kämpfen und selbständig handeln konnten. Verzögerungen beim Anrücken der feindlichen Armee kamen ihm also vorerst gelegen. Als du Moulin und Winterfeldt, der für seinen Einsatz bei Landshut zum Generalmajor befördert worden war, das Heranrücken der gegnerischen Hauptmacht bemerkten, zogen sie sich geschickt zurück, nicht nur, weil sie sich nicht hätten halten können, sondern auch um Friedrichs Plan, den Feind ins Land zu locken, zu unterstützen. Für Friedrich galt es gegen Ende Mai, den »Anschluß« an den heranrückenden Gegner nicht zu verlieren, den Abstand also nicht zu groß werden, gleichzeitig ihn im Glauben zu lassen, er zöge sich weiter nach Schlesien hinein zurück. Daher beschloß er, sich ihm vorzulegen. Am 30. Mai marschierte er von Frankenstein nach Reichenbach in eine Stellung, deren linker Flügel in Reichenbach stand, deren rechter an Ober-Gräditz stieß; sein Hauptquartier befand sich in Faulbrück. Schon am 1. Juni ging‘s weiter, an Schweidnitz vorbei in ein Lager, das sich an Schweidnitz und Jauernick lehnte; mit dem Hauptquartier in Jauernick. Von hier aus setzte sich die Vorhut unter General du Moulin mit sieben Grenadierbataillonen, zehn Schwadronen Dragonern und zwei Husarenregimentern gegen Striegau in Bewegung. Nachdem noch die Avantgarde und andere Einheiten bei Stanowitz, Zedlitz und dem sogenannten Nonnenbusch postiert worden waren, »stand« am 2. Juni die preußische »Front« im wesentlichen. Von vornherein befanden sich die Preußen im Vorteil: Ihre Front war in den meisten Teilen durch Höhenzüge und flache Bergrücken verdeckt und weniger einsehbar, während sie selbst das Gelände, in dem der Gegner erwartet werden durfte, beobachten konnten. Ihre Außenposten standen weit voraus und konnten jede Meldung sofort nach hinten gelangen lassen, während die feindlichen Aufklärer und Vorposten gewärtig sein mußten, in Hinterhalte und Gefangenschaft zu geraten. Der 3. Juni 1745
Das österreichische Hauptquartier war am Abend des 2. Juni nach Baumgarten, das sächsische nach Bolkenhain verlegt worden. Um 7 Uhr am 3. Juni traf sich die verbündete Generalität auf dem Galgenberg, um das weitere Vorgehen zu erörtern. Man war allgemein der Ansicht, die Preußen würden sich bei weiterer entschlossener Annäherung zurückziehen, vielleicht sogar bis Breslau, und daß man dann den Ort einer entscheidenden Schlacht selbst bestimmen könnte. In diese optimistische Stimmung platzte die Nachricht: »Der König sei gantz confus in Schweidriitz und die Armee finge schon wirklich an, sich gegen Breslau zu retiriren, es wäre eine schreckliche consternation unter ihnen, indem die Insurgenten von der anderen Seite auch kämen und wirklich schon Frankenstein besetzt hätten.« An die Soldaten ergingen nun die Befehle, abzukochen und sich in Bereitschaft zu halten, damit der Abmarsch pünktlich um 12 Uhr beginnen könne. Da Prinz Karl trotz der Meldungen seiner Kundschafter glaubte, am 5. oder 6. Juni zur Schlacht zu kommen, ordnete er an, daß alle für eine Schlacht unnötige Bagage in und hinter den Bergen zurückzubleiben habe. Der Österreichem bestehende rechte Flügel stand bereits um 1 Uhr an den Pässen, um hinabzusteigen, während der linke Flügel, die Sachsen, erst gegen 4 Uhr aufbrach. Das vereinte Heer marschierte in acht Kolonnen durch die vier Pässe zwischen Hohenfriedberg und Kauder: die Kavallerie außen, Infanterie und Artillerie innen. Natürlich hatte man schon Tage vorher nach vorn aufgeklärt, Prinz Karl selbst hatte am 2. Juni die Gebirgspässe besichtigt.
Nach der österreichischen Relation habe man sich bemüht, die in Schlachtordnung (Ordre de bataille) aufgestellte Armee »ungefähr eine halbe Stunde vorwärts zu führen«, so daß sich der linke Flügel an Eisdorf, der rechte an Hohenfriedeberg angelehnt habe. Danach wurde den Sachsen aufgegeben, den Spitzberg links von Striegau mit vier Grenadierbataillonen und Ulanen zu besetzen. So glaubte man sich genügend gesichert, zumal General Nadasdy beteuerte, »er selbst habe recognosziert und den Feind in voriger Stellung befunden«. Tatsächlich aber sollte sich für die Verbündeten die ungünstige Lage ergeben, daß die Soldaten, die am meisten durch unwegsames Gelände marschiert und am spätesten zur Ruhe gekommen waren, die Sachsen nämlich, am folgenden Morgen als erste angegriffen wurden. Der Plan der Aliierten war, daß die Sachsen am Morgen des 4. Juni die preußische Vorhut unter du Moulin angreifen und von den beherrschenden Höhen bei Striegau werfen sollten. Gleichzeitig sollte Nadasdy mit seinen leichten Truppen bei Freiburg stehen bleiben und die Bedrohung von Schweidnitz aufrechterhalten. Das Einnehmen oder Verlieren fester Orte war in jedem Feldzug damaliger Zeit von großer Bedeutung. Lief bei den vorgehenden Sachsen alles nach Plan, wollte Pripz Karl mit der österreichischen Mitte und dem rechten Flügel bei Hohenfriedberg allmählich nachrücken und Friedrich langsam aber sicher immer weiter aus Schlesien drängen; man rechnete fest mit seinem Ausweichen. Tat er es nicht, würde es schon am 4., gewiß am 5. Juni zu einer entscheidenden Schlacht kommen. So kam es, daß der linke Flügel weiter vorgehen mußte als der rechte und noch in der Nacht in Berührung mit den Preußen kam. Hieraus wurden aber keine Konsequenzen für den folgenden Tag gezogen. Friedrich, der den Aufmarsch der verbündeten Armeen beobachtet hatte, befahl: Die Bagage ist unter Eskorte sofort nach Schweidnitz zu verbringen; die Feldkriegskasse, muß nach Breslau, wo sie am sichersten ist; General du Moulin hat noch Brücken über das Striegauer Wasser zu schlagen und die früher ausgebesserten Wege noch einmal zu untersuchen.
Bereits vor 8 Uhr, den Befehlen voraus und bei Tageslicht, brach du Moulins Vorhut auf, um die Höhenzüge jenseits der Striegauer Gräben zu besetzen - die ersten Scharmützel konnten beginnen. Die Nacht vor der SchlachtDie langgezogene österreichisch-sächsische »Front« maß etwa sieben Kilometer, und als es dunkel geworden war, waren maßgebliche Städte, Dörfer und Punkte von Infanterie und Artillerie besetzt: Hohenfriedeberg, Neu-Ullersdorf, Hausdort, Pilgramshain, das Striegauer Wasser und einige Höhen. Der linke Flügel, besetzt mit Kavallerie, Grenadierkompanien und Ulanen, war bis nach Striegau vorgeschoben worden. So ergab sich eine überlange Aufstellung, die einem »normalen« Gegner gegenüber völlig ausreichend gewesen wäre. Gegen 20.00 Uhr am 4. Juni ließen die Preußen ihre Wachtfeuer brennen und marschierten los in ihre Ausgangsstellungen für den folgenden Morgen in zwei Kolonnen und treffenweise, um sich im Ernstfall sofort zur Schlachtordnung formieren zu können. Links und rechts der Heerstraße die Infanterie, in der Mitte die Artillerie, die Kavallerie des rechten Flügels vorerst voraus, ehe sie links zum Fuchsberg abzuschwenken hatte. Disziplin und Moral der Soldaten waren vorbildlich, alle schienen zu wissen, worum es ging und brannten darauf, es vor allem den Sachsen zu zeigen. Als es richtig dunkel war, war das Hauptheer von Jauernick und Stanowitz in vollem Anmarsch, während die Vorhut bereits lagerte und den Morgen erwartete. Gegen Mitternacht erreichten die Kolonnen den Ort Gräben, um 2 Uhr am 4. Juni hatte die Armee dann aufgeschlossen und stand gefechtsbereit. Die Infanterie lehnte sich an Gräben, die Kavallerie des rechten Flügels stand am erwähnten Fuchsberg, die des linken am Nonnenbusch. Wie angedeutet: Die Gegner wußten nicht, wie nah sie sich gegenüberstanden, Friedrich wähnte, die Sachsen seien zwar in der Nähe, aber doch weit genug fort, um seine Pläne nicht stören zu können: das Striegauer Wasser unbemerkt zu überschreiten, um den feindlichen linken Flügel ausholend umfassen zu können. Seine Soldaten blieben in voller Bereitschaft für die wenigen Stunden bis Tagesanbruch. Während die beiden verbündeten Feldherren und ihre Generäle in Schlössern und anderen festen Unterkünften diese Nacht verbrachten, schlug sich Friedrich etwa zwischen 11 und 2 Uhr unter seine Soldaten, in einen Mantel gehüllt, um ein wenig zu ruhen. Bevor es losgehen sollte, hatte er alle seine Konmiandeure im Generalsrang zwecks Entgegennahme der Instruktionen zu sich bestellt.
Hinter jedem Kavallerieflügel steht ein Husarenregiment als drittes Treffen, um bei offenem Gelände den Rücken und die Flanke der Kavallerie zu decken oder zur Verfolgung vorzugehen. Die Kavallerie greift den Feind mit der blanken Waffe ungestüm an, macht während des Gefechts keine Gefangenen und richtet ihre Hiebe nach dem Gesicht. Nachdem sie die feindliche Kavallerie attackiert, geworfen und zerstreut hat, kehrt sie um und fällt der feindlichen Infanterie in die Flanke oder in den Rücken, je nach der Gelegenheit. Die Infanterie rückt im Geschwindschritt gegen den Feind an. Wenn irgend möglich, geht sie mit dem Bajonett vor. Muß gefeuert werden, dann nur auf 150 Schritt. Finden die Generäle auf den Flügeln oder vor der Front des Feindes ein Dorf unbesetzt, so nehmen sie es, umstellen es mit Infanterie und benutzen es nach Möglichkeit zur Umfassung der feindlichen Flanke. Es dürfen aber keine Truppen in die Häuser oder Gärten gelegt werden, damit nichts die Verfolgung des geschlagenen Gegners hindert.« Die Generalität Friedrichs
Die Generalität der AlliertenÜber die Männer, die Schlesien für Österreich zurückerobern sollen, gibt es bedeutend weniger zu berichten als über die Mannschaft des Verteidigers - sie sind halt weniger in die Geschichte eingegangen! Da ist zunächst Prinz Karl von Lothringen, der für den Feldzug des Jahres 1745 den Oberbefehl über die österreichische Armee erhalten hat. Das heißt nicht, daß er tatsächlich oberster Befehlshaber ist, denn da sind ja noch die Sachsen, die mithelfen sollen, Schlesien heimzuholen, und dies, ohne sich im Zustand des Krieges mit Preußen zu befinden. Der sächsische Oberbefehlshaber, der Herzog von Sachsen-Weißenfels, wird Prinz Karl nicht unterstellt, so daß sich eine zweigeteilte Heerführung ergibt - beide werden dies schwer zu bereuen haben, denn sie haben mit Friedrich einen Gegenspieler, der im wahren Sinn des Wortes alle Fäden allein in den Händen behält.
Der größte Teil von ihnen setzt sich zwar kampfesmutig, aber führungsmäßig nicht gut genug ein. Das wird den Ausschlag geben. Die wichtigsten von ihnen waren: Bei den Österreichern: General-Feldzeugmeister Thüngen, die Generale der Kavallerie Hohenems und Berlichingen, die Feldmarschall-Leutnante Waffis, Daun, Grünne, Kollowrat, Bernes, St. Ignon und Königsegg. Bei den Sachsen: Die Generale Chevalier de Saxe, von Bole, Graf Rutowsky und Baron Diemar, die Generalleutnante von Polentz, von Schlichting, Baron Rochau und Graf Renard. Das Kräfteverhältnis
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